Die andern Bauernweisheiten
Die andern Bauernweisheiten
erdacht von Walter Ineichen
* * * * *
Wenn’s am Ostersonntag schneit
ist Ostermontag nicht mehr weit
Wenn die Schafe gesund überwintern
kneift der Knecht die Magd in den Hintern
Nur im echten Eichenfasse
reift der Wein zur grossen Klasse
Hört der Bauer den Muni brüllen
ist es höchste Zeit zum Güllen
Kräht der Hahn nicht auf dem Mist
weiss er, dass es Sonntag ist
Wenn die Sonne scheint im Heuet
der Bauer Arbeit nicht bereuet
Wenn es schneit im Mai
ist der April vorbei
Ist das Fuder überladen
bringt’s der Bauer nicht in den Gaden
Trägt der Bauer einen Hut
dann ist das Wetter gut
Frisst Kuh Lena nur noch Klee
dann gibt es sicher Schnee
Sind die Kartoffeln klein geraten
frisst der Knecht mehr Schweinebraten
Schläft die Magd im Heustock ein
muss der Knecht abwesend sein
Kräht der Hahn im Hühnergatter
ist er sicher wieder Vater
Gibt’s im Maien einen Reif
sind die Kirschen im Juli reif
Ist’s am Bettag frostig,
wird der Traktor rostig.
Ruft der Kuckuck im Maien schon
gibt’s bald mehr Subvention
Wenn der Hahn um acht Uhr kräht
ist’s zum Melken viel zu spät
Hat die Kuh genügend Klee
bleibt dem Knecht das Kanapee
Kriegt die Kuh ein Kalb im Juni
war’s bestimmt ein guter Muni
Besamt der Viehdoktor die Kuh
dann hat der Muni seine Ruh
Besamt der Viehdoktor die Kühe
dann hat der Muni keine Mühe
Ist Kuh Lena trächtig
freut's den Bauern mächtig
Wenn’s am Karfreitag stürmt und schneit
machens Knecht und Magd zu zweit
Wenn es stinkt im Güllenloch
kommt der Frühling endlich doch
Wird’s im Juli immer nasser
verdünnt der Knecht die Milch mit Wasser
Wirft das Pferd ein grünes Fohlen
wird der Teufel den Bauern holen
Hat ein Rindvieh nur ein Horn
dann trägts es meistens vorn
Schlüpft ein Kückchen aus dem Ei
ist’s vorbei mit Spiegelei
Wetzt der Bauer die Sense
fürchten sich die Gänse
Im Fasse muss er gären
soll sich der Most bewähren
Schläft der Bauer bei der Magd
kräht der Hahn bevor es tagt
Schläft die Bäuerin mit dem Knecht
ist’s dem Bauern recht
Wenn’s auch dem Muni nicht gelingt
der Knecht ein fröhlich’ Liedlein singt
Singt auf dem Baum die Nachtigall
dann hat der Bauer Glück im Stall
Fliegt die Magd weg auf dem Besen
dann ist’s ‘ne Hex’ gewesen
Wenn der Miststock brennt
der Knecht zum Brunnen rennt
Legen die Hühner keine Eier
gibt’s ‘ne magere Osterfeier
Springt der Stier nicht auf die Kuh
will er seine Sonntagsruh
Will der Knecht die Magd heiraten
wird der Bauer ihm abraten
Sollt‘s im Maien nochmals schneien
wird das Korn wohl nicht gedeihen
Wenn vor dem Haus der Kirschbaum blüht
und ‘s den Hahn zum Huhn hinzieht
und der Muni brüllt im Stall
dann ist’s Frühling überall
Wenn die Schweine grunzen
und die Kühe brunzen
und die Hühner gackern
dann ist’s Zeit zum Ackern
Schnalzen die Schafe mit den Zungen
gibt‘s Schnee bis in die Niederungen
Wenn das Träschfass überläuft
der Knecht den Rest aussäuft
Liegt das Bäuerlein im Sterben
wird der Knecht die Schulden erben
Steht der Bauernhof in Flammen
grinsen Knecht und Magd zusammen
Fehlt im Hühnerhof ein Huhn
hat dies was mit dem Fuchs zu tun
Wenn es brennt im Bienenhaus
fliegen alle Bienen raus
Schweigen die Frösche im Teiche
gibt‘s bald eine Leiche
Wäscht der Knecht mal seine Socken
kämmt die Magd schon ihre Locken
Quietscht und krächzt die Vogelscheuche
kommt die Maul- und Klauenseuche
Will die Magd den Muni melken
gibt‘s dem Knecht gar viel zu denken
Ist Kuh Lena stierig
wird Muni Oskar gierig
Legt das Huhn das Osterei
macht der Osterhase frei
Ist‘s an Lichtmess klar und heiter
fällt der Milchpreis weiter.
Mag sich keine Sonne zeigen
wird er hingegen wieder steigen
Ist‘s am Silvester hell und klar
ist‘s am andern Tag Neujahr
Ist der Winter hart und weiss,
hat es vieler Orten Eis
Ist der Winter eisig kalt
trinkt der Bauer Heliomalt
Hed de Buur es Magegschwür
cha d‘Chöchi sicher nüt defür
Wenn es Chalb verfrore isch
de chund Gfürfleisch uf de Tisch
Hat der Melkstuhl nur ein Bein
muss es ein normaler sein
hat er aber keines
dann fehlt ihm eben eines
Ist‘s im Juli schwül und heiss
stinken Knecht und Magd nach Schweiss
Liegt ein Hoch auf den Azoren
ist der See nicht mehr gefroren
Ist auf dem Hofe alles in Butter
fehlt dort eine Schwiegermutter
Hat der Melker Gicht
gelingt ihm wohl das Melken nicht
Paaren sich die Säue
gibt es wieder neue
Wenn der Hase hoppelt im Wald
dann kommt auch der Jäger bald
Ist‘s im Juni heiss und schwül
wird es später wieder kühl
Gibt es nachts 'nen Stromausfall
ist es dunkel überall
Dreht die Magd am Ankenfass
machts dem Knecht so richtig Spass
Hat die Sau schön zugenommen
darf der Metzger ruhig kommen
Geht die Sonne im Westen auf
ist dies das End' der Zeiten Lauf
Mache die Wirtschaft was sie wolle
am Schluss bleibt uns die Ackerscholle