Worte taugen mehr als Bilder

           

 

                      

 

‘s Märli vom schwule König

von Walter Ineichen

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Es isch emal e schwule König gsi, de hed im ene wunderschöne Land g‘regiert. Alli sini Untertane sind rothaarig gsi.

Er hed ganz elei mit e paar Bedienschtete im ene herrliche, grosse Schloss g‘wohnt, wo uf em ene stolze Felse höch über sim chliine Riich g‘schtande isch. Vo det us hed er mit sim Färnglas sis ganzi Land chönne überblicke.

Sini Einsamkeit isch ihm aber immer meh zur Qual worde und er hed sich nach em e junge Maa g‘sehnt, wo ihn gärn g‘hürate hätti, und er ihn so zu sim schwule Prinz hätti chönne mache. Aber e Rothaarige wär für ihn nie in Frag cho. Er hed sich eine mit choleschwarze Haar und choleschwarze Auge g‘wünscht. 

Immer und immer wieder hed de schwul König vo sinere Schlosszinne uus mit sim Färnglas Usschau ghalte, und g‘hofft, dass er sin Traummaa so hätti chönne finde.

Aber er hed kei Erfolg gha. Alles nur Rothaarigi sind ihm vor d‘ Linse cho. 

Drum hed er sine Herolde de Uftrag g‘gäh, i allne sine Untertane im ganze Königriich go z' verchünde, dass ihre schwul König e Maa mit choleschwarze Auge und choleschwarze Haar zum hürate suechi. 

Aber im Land vo de Rothaarige sind die Herolde nid fündig worde. 

De schwul König isch sehr truurig gsi und hed vili Träne vergosse. 

Do hed ihm sin Usseminischter gseid, dass es im ene ganz, ganz wiit entfärnte Land ganz, ganz vili dere Manne mit choleschwarze Haar und choleschwarze Auge gäbi. 

De schwul König isch begeischteret gsi und hed sofort es Dekret erlah, dass us dem färne Land e ganze Huufe derigi mit choleschwarze Haar und choleschwarze Auge selid i sis Königriich cho. Er hed dänkt, er wärdi under dene sicher eine finde, wo er zu sim Prinz  mache chönnti. 

Scho bald sind tuusig Manne mit choleschwarze Haar und choleschwarze Auge iig‘wanderet und de König hed allne z‘ässe ggäh. Aber nur eine vo dene isch schwul gsi. So hed de König die andere welle hei schicke, aber dene het‘s im Königriich so guet gfalle, dass alli blibe sind. 

Scho glii isch uf em Schloss e grossi Hochziit gfiiret worde und de schwul König hed uf de Schlosszinne sim früsch bachne Prinz und Ehemaa vor den Auge vo sine Untertane de Hochzigkuss ggäh. Zwe goldigi Ring hend i de Sunne blinkt. 

Scho vor de Hochziit hed de Inneminischter de König vor dere Schwule-Ehe g‘warnt und gseid, dass sis scho tuusig jährigi Königsgschlächt ussstärbe wärdi, wil ja keini Nachkomme meh da sigid. De König hed ihm g‘antwortet, er und sind Prinz  wärdid ganz  eifach mindeschtes ein Sohn adoptiere und alles sig nachhär in beschter Ordnig.

Die höchschte Richter im Königriich hend aber so ne Adoption für ungültig erklärt. Und nachdem de schwul König und si schwuli Prinz gschtorbe sind, isch au das tuusig jährigi Königsgschlächt uusg‘schtorbe. 

Vo dene zuegwanderte Mönsche mit de choleschwarze Haar und de choleschwarze Auge het‘s immer me g‘gäh, und bald emal hed mer fascht keini Rothaarigi meh gseh. Und die wo no übrig blibe sind, hend den andere müesse folge.

Und das stolzi Schloss höch uf em Fels obe isch in es Gotteshuus nach de Religion vo de Zuewanderer mit de choleschwarze Haar und de choleschwarze Auge umbaut worde. 

Vom höchschte Schlossturm obe-n-abe g‘hört mer föifmal im Tag e luuti Stimm, wo alli Bewohner zum Gebät ufrüeft. 

Die wenige Rothaarige chnäulid nid abe, sondern wünschid sich die Ziit vor em schwule König z‘rugg. 

 

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