Worte taugen mehr als Bilder

    Das Echo

    von Walter Ineichen

 

    Es war einmal ein Echo, 

    das wollte nicht mehr Echo sein.

    es wollte nie mehr wiederholen,

    was die dummen Menschen schrei‘n.

 

    Droben auf ‘nem Fels zu wohnen

    machte ihm rein gar nichts aus

    dort bei Sonne, Schnee und Regen

    fühlte es sich ganz zu Haus.

 

    Es sang dazu die eig‘nen Lieder

    und schaut‘ ins Tal hinunter

    es wiegte sich in Harmonie

    und tanzte auch mitunter.

 

    Eines schönen Frühlingstages

    rief es laut ins Tal hinab:

    “Hört doch auf, mir zu befehlen

    was ich hier zu rufen hab‘.

 

    Hört doch auf mit dem Geschrei

    ihr seid doch wohl nicht ganz normal

    immer nur die selben Töne

    sind für mich ‘ne Höllenqual.

 

    Ruft doch mal etwas Gescheites

    statt ein blödes Holdrioh

    Hudihuh und Hohohoh

    ich wär‘ darüber furchtbar froh.“

 

    Mancher Wand‘rer hat‘s gehört

    und dachte sich, ist das denn wahr

    wird das Echo wohl verstummen

    oder macht es sich nur rar?

 

    Einer rief hinauf zum Felsen

    “Holdrio und huhu huh“

    und das Echo klang zurück

    “Huhuhu, lass‘ mich in Ruh‘“.

 

    Das Echo zog hinab ins Tal

    wo keine Echo wohnen

    um dem Huhuh zu entflieh‘n

    und die Nerven was zu schonen.

 

    Ein Wand‘rer kehrte mal zurück

    wo einst das Echo war

    er rief nochmals “Huhuhuhuh“.

    Nur die Felsen hörten zu.

 

    * * * * *

    Das Echo.pdf (55525)

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