Der Angeber
Der Angeber
von Walter Ineichen
Wenn man wüsste wer ich bin
oder vielmehr wer ich war,
würd‘ man sich vor mir verneigen
denn ich war ein Superstar.
Ich spreche fliessend sieben Sprachen
die halbe Welt war mein zu Haus
mit den Grossen dieser Erde
lebte ich in Saus und Braus.
Schon mit zarten sieben Jahren
konnt‘ ich rechnen, schreiben, lesen
und Klavier und Geige spielen
auch singen war mein Fach gewesen.
Man nannte mich ein Wunderkind
war ein grosser Kinderstar
im Film und auf der Bühne
war ich damals unzahlbar.
Bald mal wurd‘ ich Mister Schweiz
denn ich sah verdammt gut aus
die Frauen lagen mir zu Füssen
die Prominenz war mein Zuhaus.
Nach Hollywood wurd‘ ich berufen
vier Oscars hab ich dort gewonnen
und ‘nen Stern im Walk of Fame
in Ruhm und Geld konnt‘ ich mich sonnen.
Ich fuhr Rolls-Royce und Mercedes
Ferrari, Harley Davidson
besass ‘ne Yacht in St.Tropez
ich kriegte nie genug davon.
Glücklich war ich dabei nie
nicht Ruhm, nicht Geld kann Glück dir geben
Was willst du Mensch, du gierig Wesen
nach materiellen Dingen streben?
Werweist Ihr, wer ich wohl sei
Ihr werdet‘s nie erraten
ich trag‘ den Namen Nepomuk
und bin sehr klein geraten.
Mein Werdegang ist eine Lüge
eine reine Phantasie
ich wollte sein was Menschen möchten
erlebt hab‘ ich das alles nie.
An meiner roten Zipfelmütze
erkennt man mich noch heut‘
sie ist und bleibt mein Markenzeichen
das manches Menschenherz erfreut.
Bewegungslos steh‘ ich im Garten
hab‘ eine grüne Schürze an
Sonne, Regen, Eis und Schnee
hat mir nie was angetan.
Ja, ich bin ein Gartenzwerg
und geb‘ dir Mensch ‘nen guten Rat:
Bleib am Boden wo du stehst
versuch nicht auszubrechen
der schnöde Mammon dieser Welt
kann dir kein Glück versprechen.
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