Worte taugen mehr als Bilder

Die Tausendfranken Note

 

Die Tausendfrankennote

von Walter Ineichen

 

Ein violett‘ Papier bin ich

begehrt wohl auf der ganzen Welt

von der High Society

bis zum Beduinenzelt.

 

Millionen Schwestern habe ich

wir sind uns zum Verwechseln gleich

wer tausende sein eigen nennt

gilt gemeinhin als steinreich.

 

Hast du mich noch nie besessen,

kennst mich nur vom Hörensagen

heisst‘s du seiest ein Versager

und bist als mausarm zu beklagen.

 

“Wer nichts hat ist selber schuld“

hör‘ ich Menschenzungen höhnen

die in geiler Gier nach mehr

dem perversen Luxus frönen.

 

Armut, Elend auf der Welt

kümmert solche Menschen kaum

für ein Quäntchen Nächstenliebe

hat ihr Herz nur wenig Raum.

 

Hinter manchem Grossvermögen

steckt bekanntlich ein Verbrechen

geschah‘s zum Schaden andrer Menschen?

Darüber möchte ich nicht sprechen.

 

Die Römer sagten “Geld stinkt nicht“

und wenn es heute trotzdem stinkt

dann wird es säuberlich gewaschen

bis es wieder blitzblank blinkt.

 

Neunzehnhundertachtundneunzig

kam ich aus der Druckmaschine

auf dass ich während meines Lebens

den Menschen und der Wirtschaft diene.

 

Als Zahlungsmittel schätzt man mich

zum Sparen kann man mich verwenden

doch leider manchmal eben auch

für unnütz‘ Zeug verschwenden.

 

Ich geh‘ durch viele, viele Hände

sind sie sauber, sind sie‘s nicht

steht hier gar nicht zur Debatte

das interessiert die Wirtschaft nicht.

 

Wo bin ich überall gewesen!

zu welchem Zweck wurd‘ ich benutzt?

Dumme und gescheite Leute

haben mich sinnlos verputzt.

 

Die Steuervögte schnappten mich

die Polizei, die Advokaten

die Pharmazeuten und die Banker

Politiker und Bürokraten.

 

Ich sah Casinos und Bordelle

war in mafiosen Händen

Drogendealer, Waffenschieber

liessen sich von mir verblenden.

 

Mit hunderten von Milliarden 

wird Tod und Schrecken finanziert

auf  Knopfdruck lässt man Bomben hageln

so dass die halbe Welt krepiert.

 

Generäle und Despoten

führen Völker ins Verderben

sie lügen Friedenswillen vor

und lassen Menschen elend sterben.

 

Ist ein Krieg einmal zu Ende

schmücken sie sich noch mit Orden

und einer fetten Pension

als Anerkennung für ihr Morden.

 

Es gibt kaum schlimmeres zu schreiben

drum wend‘ ich mich dem bess‘ren zu

schliesslich darfst du nicht vergessen

dass ich doch noch Gutes tu‘.

 

Leider bringt die böse Welt

Mensch und Tier noch anderes Leid.

Die Erde bebt, es brennen Wälder

in Dürre liegen Ackerfelder.

 

Hilflos schau‘n die Menschen zu

wie Hab und Gut zu Grunde geht

in Tränen müssen sie erkennen

wie schnell sich Glück zum Unglück dreht.

 

Viele nicht betroff‘ne Menschen

haben grosses Mitgefühl

sie sammeln eifrig Gelder ein

und wollen solidarisch sein.

 

Da freue ich mich sehr darauf

ich kann mich endlich nützlich zeigen

mein Lebenszweck hat sich erfüllt

man darf sich nun vor mir verneigen.

 

Sind die Wunden dann verheilt

es blüht aus den Ruinen

das macht mich unvergesslich froh

ich durfte armen Menschen dienen.

 

Und säh‘ ich nur ein einzig Kind

das wieder sorglos lächeln kann

danke ich dem edlen Spender

er hat dem Kind ein Wohl getan.

 

Denke ich an meine Ahnen

vom netten anno dazumals

wie hoch da ihre Kaufkraft war

steckt ein Seufzer mir im Hals.

 

Für dreissig gab‘s ein schönes Haus

für achtzig sogar eine Farm,

ist dies heut‘ dein Jahreslohn

klassiert man dich als arm.

 

Der Wert des Geldes schmilzt dahin

die Gletscher tun es auch

ersteres heisst Inflation

das zweite Energiemissbrauch.

 

Wie schaut für mich die Zukunft aus?

Ich glaube, eher düster

wertlos werd‘ ich bald mal sein

entnehm‘ ich dem Geflüster.

 

Hat das Geld bald ausgedient?

Wird es anders definiert?

anhand von Energieressourcen

völlig neu, weltweit fixiert?

 

Ich bin zwar nur ein Stück Papier

ich mache mir trotzdem Gedanken

bin ich oder bin ich nicht

tausend Schweizerfranken?

 

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zum Ausdrucken hier klicken

Tausendernote .pdf (91612)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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